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Das Geschenk eines jeden Tages

Ein Gedanke für heute, 2. Oktober

Ich liebe den Herbst besonders. Das Laub fällt. Die Bäume lichten sich. Ihre eigentliche Gestalt wird sichtbar. Wälder, Gärten, Alleen werden freier und klarer. Die Landschaft öffnet sich.

Es ist nicht viel Fantasie nötig, das eigene Schicksal und das der Bäume zusammenzusehen.

Sehen wir unser Schicksal in den Blättern, dann ist der Frühling, der folgen mag, für andere, nicht für uns. Wir sind entbehrlich, denn in der Tat: Was im Frühjahr neu aufbricht, ist nicht mehr das Laub, das im Herbst fiel.

Sehen wir aber unser Geschick im Baum und nicht in den Blättern, dann deutet der Baum selbst, was mit uns geschieht. Dann wird der Herbst schön. Das Laubwerk nimmt die Farbe der Erde an und geht in die Erde ein. Es fällt wie ein Kleid.

Der Baum selbst aber gibt nicht nur die Blätter ab. Er holt seine Säfte zusammen. Er sammelt sich. Er ruht unter Nebel und Regen, Reif und Schnee, bis das neue Kleid sich um ihn legt.

Was bleibt, stiften die Liebenden, S. 196 ff.

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30. September

Gott, dich suche ich.
Meine Seele verlangt nach dir.
Ich dürste nach dir,
wie trockenes Land nach dem Regen dürstet.

Ich schaue nach dir, deine Nähe zu erfahren.
Ich will meine Hände ausstrecken
nach dir, der so nahe ist,
und dich mit ganzem Herzen preisen.

Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
dich mit fröhlichem Munde zu rühmen.
Lege ich mich zu Bett, denke ich an dich.
Liege ich wach, sinne ich deinem Geheimnis nach.

Denn du bist mein Helfer,
in deinem Schutz bin ich glücklich.
Meine Seele hängt an dir
und deine Hand ist mein Halt.

Psalm 63

Gib den Augen meines Herzens Licht, S. 54

1. Oktober

Gott du, deines Mantels Saum
möchten wir berühren.
Einen Hauch, ein Wehen kaum,
gib uns zu verspüren.

Lass, du Dunkler, der so fern,
Licht ins Dunkel scheinen,
dass sich wie in einem Stern
Erd und Himmel einen.

Sprich, du Naher, unsrem Leid
nur ein Wort zu, leise,
heilend, das in Angst und Not
uns den Frieden weise.

Eins in dir sind Zeit und Raum,
eins sind Not und Fülle.
Gott, in deines Mantels Saum
unsre Armut hülle.

Der Singvogel, S. 27

Cover, Jörg Zink - Das Geschenk eines jeden Tages

Das Geschenk eines jeden Tages

Ein Jahresbegleiter

Innehalten und Nachdenken an jedem Tag des Jahres
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Die Einsicht, dass jeder Tag geschenktes Leben bedeutet, geht in der Hektik unseres Alltags leicht verloren. Mit einem Text für jeden Tag lädt dieser Jahresbegleiter ein, zur Ruhe zu kommen, Wesentliches zu bedenken und dann mit neuer Offenheit all dem zu begegnen, was der Tag uns schenkt.

Vergriffene neu bearbeitete und gestaltete Ausgabe 2015
des von Alexandra Reiter und Hildegunde Wöller
erstmals 2005 herausgegebenen Titels
Gebunden, 329 Seiten, 13 x 16,5 cm

Antiquarisch evtl. erhältlichamazon-logoZVAB-logo